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KI und Digital Health: Trends, Hürden und die Zukunft

Vom Blutdruckwert bis hin zur Gensequenz, Gesundheitsdaten gibt es viele. Mit der Schaffung großer Datenmengen – einer Voraussetzung für den Einsatz Künstlicher Intelligenz – wurde bereits seit geraumer Zeit begonnen, und ihr Umfang wächst enorm. Doch um diese Daten nutzen zu können, müssen sie maschinell lesbar und zugänglich sein. Hier kommt das Bestreben verschiedener Akteure ins Spiel. Sie nehmen sich der Sache an und haben das Ziel, Gesundheitsdaten für Medizin und Forschung durch Standardisierung sowie Verfügbarkeit in die Ära der künstlichen Intelligenz zu bringen.

Big Data – Wie richtig nutzen?

Apple startete erst kürzlich seine Digital Health Plattform in den USA und entschied sich dabei für den Fast Health Interoperability Resources (FHIR) Standard der internationalen Normengruppe Health Level 7 (HL7). Der Einsatz von FHIR ermöglicht es, Gesundheitsdaten auf Smartphones und Tablets zu verarbeiten und in bereits vorhandene Systeme einzubinden. Ein wichtiger Schritt für den maschinenlesbaren Austausch von Gesundheitsdaten.

In der Schweiz hingegen wird das Setzen von Standards und das Sammeln der relevanten Daten nicht den großen Technologiekonzernen überlassen. Zu diesem Zweck wurde 2015 die gemeinnützige Genossenschaft midata.coop ins Leben gerufen. Dabei steht insbesondere die Forschung im Mittelpunkt. Die Bürger können selbst entscheiden, ob ihre Daten aus wissenschaftlichen Studien in der Datenbank gespeichert werden dürfen oder nicht.

Wer verwaltet die Daten?

Das Schweizer Modell ist ein interessanter Ansatz, denn reine dezentrale Eigenverantwortung über die Gesundheitsdaten birgt Risiken. Diese Problematik sieht auch das Münchner Health Startup Climedo, welches einen smarten digitalen Assistenten entwickelt, um Ärzte bei der sicheren und effizienten Durchführung von modernen, personalisierten Krebstherapien zu unterstützen.

“Sicherlich ist es ein interessanter Gedanke, dass der Patient selbst über seine Daten entscheiden sollte. Unbeholfenes Handeln kann jedoch weitreichende, für den Patienten nicht zu überblickende Konsequenzen mit sich ziehen”, so Climedos COO Veronika Schweighart. Ein denkbarer Ansatz für sie: “Eine dezentrale Lösung, welche weiterhin primär durch die lokalen Ärzte verwaltet wird, jedoch durch starke Vernetzung ausschließlich relevante Informationen an die jeweiligen Stakeholder im Gesundheitswesen überträgt, könnte den gleichen Vorteil bei minimiertem Risiko mit sich bringen.”

Die Debatte darum, wer die Gesundheitsdaten letztlich in der Zukunft verwalten soll, ist noch lange nicht geklärt. Das Nürnberger Startup IT-Labs entwickelt mit seiner Software „Alberta“ die erste intelligente Managementplattform für alle Beteiligten bei der Versorgung chronisch kranker Patienten. “Hürden entstehen primär dann, wenn wir Daten mit anderen Unternehmen oder Institutionen wie z.B. Kliniken austauschen wollen.” erklärt Güven Karakuzu, CEO von IT-Labs, im Interview. In der Verwaltungsfrage sieht er insbesondere eine Problematik in der Polarisierung der Extreme: “In der Debatte geht es häufig um Extremlösungen: Verwaltet der Staat oder eine (halb-)staatliche Organisation die Daten oder sie verwaltet jeder Patient selbst. Die Realität ist jedoch, dass es am Ende darum gehen wird, dass es verschiedene Gesundheitsdatenquellen und -besitzer geben wird”, schätzt Karakuzu die Zukunft ein.

Eine grundsätzliche Herausforderung sieht der Unternehmer darin, alle Beteiligten in die Verantwortung und Haftung zu nehmen, ohne dass es zu einem Stillstand in der Entwicklung kommt. Der öffentliche Diskurs verunsichert viele Menschen und führt zu einer weiteren Problematik. Schweighart von Climedo sieht eine große Hürde in der fehlenden Akzeptanz bei der Nutzung von Cloud-Speichern im Gesundheitsmarkt und die fehlende IT-Affinität der meisten Entscheider, die Cloud-Speicher trotz Erfüllen aller Datenschutzanforderungen als Gefahr und nicht als große Chance wahrnehmen. Dies hemme ihres Erachtens den Einsatz von KI immens, da große Rechenkapazitäten für Big Data notwendig sind.

Künstliche Intelligenz ist zentraler Wachstumstreiber

Das Münchner Startup Climedo und das Nürnberger Startup IT-Labs, beide unterstützt durch den ZOLLHOF Tech Incubator in Nürnberg und Partner des Digital Health Hubs Nürnberg/Erlangen, sind Teil des Bestrebens, Gesundheitsdaten einheitlich in einem System zu speichern und effizient abrufbar bereit zu stellen. Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungen sind für beide Digital Health Unternehmen zentrale Zukunftstrends.

Großes Potential dabei sieht Climedo insbesondere im Bereich der Entscheidungshilfen durch krankenhausübergreifende Systeme mit einer strukturierten Datengrundlage. Auf Basis derer könnte es in Zukunft möglich sein, nicht nur zu heilen, sondern auch präventive Maßnahmen einzuleiten.

Für IT-Labs soll maschinelles Lernen dabei Helfen – via Bilderkennung und Datenanalyse – Prozesse für Anwender der Software effizienter und einfacher zu gestalten, um letztlich die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Abschließend gesagt: der Fortschritt durch Künstliche Intelligenz ist kaum aufzuhalten. Nun liegt es an den Entscheidern im Gesundheitswesen, der Politik und Unternehmen, wie schnell oder gehemmt sich dieser Fortschritt entwickelt.
 

Maximilian Finger und Paul Schärfe

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