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5 Fragen zu Künstlicher Intelligenz

Mitarbeiter arbeitet an einem, von künstlicher Intelligenz gesteuertem, Roboter Arm
Mitarbeiter arbeitet an einem, von künstlicher Intelligenz gesteuertem, Roboter Arm

Großbritannien will von 2021 an selbstfahrende Autos zulassen. Hierzulande sind Politik und Unternehmen bisweilen noch zurückhaltend gegenüber KI und allgemein der Digitalisierung. Was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?

Erst einmal ist es elementar, hier nicht zurückhaltend zu sein, sondern sich aktiv national und international mit dem Thema auseinandersetzen. Im globalen Wettbewerb haben viele Länder wie etwa Großbritannien oder Finnland entsprechende nationale Initiativen gestartet, um die Entwicklung von KI voranzutreiben. Deutschland muss analog zu anderen Ländern das Thema aktiv und kompetitiv angehen. Es gibt in Deutschland eine gute Basis, aber keine koordinierte Agenda, die speziell das Thema Kompetenzaufbau und Fachkräftemangel systematisch behandelt. Zudem ist KI eine Querschnittsindustrie, weshalb hier in Deutschland noch stärker branchenübergreifend Innovationen vorangebracht werden sollten. Der Informationsaustausch findet bisher überwiegend branchenintern statt. Die Gesetzgebung muss sich aktiv und fördernd mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Überregulierung wirkt hemmend auf Innovationen.

Aber auch in Deutschland passiert schon einiges: Karlsruhe beherbergt am Institut für Technologie (KIT) die älteste deutsche Informatikfakultät, die insbesondere in der Robotik sehr anwendungsorientiert ausgerichtet ist, und zwei einschlägige Fraunhofer-Institute.

Außerdem bringen Initiativen wie AppliedKI vom UnternehmerTUM in München große Unternehmen, Startups und die Forschung zusammen.

Deutsche Unternehmen wie VW haben zuletzt sogar vor Künstlicher Intelligenz gewarnt. Was hältst du von dieser Einschätzung?

Ich beschäftige mich seit nahezu 20 Jahren mit dem Thema Innovation und eines der Grundprinzipien, die ich in dieser Zeit gelernt habe, ist die Offenheit und positive Einstellung gegenüber Veränderungen und neuen Themen.

Generell stelle ich fest, dass die Angst vor Veränderung auch hier greift. KI wird in naher Zukunft nicht nur die Produktion, sondern auch die Organisation ganzer Unternehmen auf den Kopf stellen – durch KI können Hierarchien verwischen sowie Routineprozesse und Entscheidungen unterstützt oder sogar übernommen werden. Der Mensch wird an dieser Stelle überflüssig und kann sich der kreativen Arbeit widmen.

Natürlich bringt KI auch Herausforderungen mit sich – etwa bei der Entscheidung, ob das selbstfahrende Auto bei Gefahr ausweichen und die Insassen in Gefahr bringen oder den Kurs halten und möglicherweise Personen auf der Fahrbahn verletzt. Und wer übernimmt bei einem Unfall die Haftung? Hier ist das gesamte Ökosystem gefragt, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Wenn es Skepsis oder Bedenken gibt, so hilft es nur, diese aktiv und lösungsorientiert anzugehen. Im Bereich Künstliche Intelligenz gibt es definitiv sehr viele Themenfelder (etwa Ethische Grundsätze, Privacy, Kontrollmechanismen, Verantwortung, etc.) die man adressieren muss.

Welche Branchen werden deiner Meinung nach in den nächsten Jahren revolutioniert und welche Rolle spielt hierbei KI?

Die digitale Transformation wird im Prinzip alle Branchen grundlegend verändern. Alle Prozessschritte, die eine Automatisierung aufgrund einer Datenbasis zulassen, bieten eine Möglichkeit für Künstliche Intelligenz.

Manche Industrien wie der Medienbereich sind hier schon sehr weit fortgeschritten, andere, wie der Finanzbereich oder die Produktion, haben noch einen längeren Weg vor sich. Erfolgreich in Digital heißt auch immer, das Thema Daten und KI effektiv und nachhaltig zu meistern. KI ermöglicht auf der einen Seite Effizienzsteigerung der maßgeblichen Geschäftsprozesse wie Vertrieb, Marketing oder Finanzen und Interfaces, zum Beispiel Chatbots oder Sprachassistenten eines Unternehmens. Aber noch viel wichtiger ist, dass KI die Basis für neue intelligente Services wie Autonomes Fahren oder Fliegen, Predictive Maintenance, Fraud Detection, Text-, Video- Analyse und Interpretation (wie z. B. im Medizinbereich) schafft.

Und wo wird es schwer sein, KI einzusetzen?

Das lässt sich schwer auf bestimme Industrien beschränken. Industrien und Bereiche mit komplexen, multidimensionale Entscheidungsbäumen machen den Einsatz von KI deutlich herausfordernder. Generell durchläuft man verschiedene Levels von KI (siehe Bild). In manchen Bereichen kann man schon mit Level 2-3 signifikante Effekte erzielen - auf diesem Level spricht man oft auch von Augmented Intelligence - in anderen Bereichen werden erst mit Level 4-5 neue Anwendungsfälle realisierbar - z.B. voll Autonomes Fahren.

Die Medizin ist ein spannender Feld - z.B. kann Computer Vision maßgeblich den Arzt bei der Diagnose unterstützen, um beispielsweise entsprechende Symptome auf Röntgenbildern zu identifizieren. Bis dahin müssen allerdings Schritt für Schritt und in enger Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachleuten die entsprechenden Algorithmen entwickelt und kontinuierlich verbessert werden. Wie bereits erwähnt, ist es auch hier wichtig, dass es sich bei Künstlicher Intelligenz um einen iterativen Prozess, nicht um Lösungen handelt. Fehlinterpretationen im medizinischen Bereich können jedoch weitreichende Folgen haben, weshalb die Entwicklung eines vollautomatischen Systems (z.B. für Operationen) eher unwahrscheinlich ist.

Inwiefern können die Digital Hub Initiative und die Digital Hubs einen Beitrag dazu leisten, die Digitalisierung in Deutschland und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz  voranzubringen?

Ein entscheidender Faktor für die zukünftige Entwicklung von KI ist der Aufbau von branchenübergreifenden KI Ökosystemen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Startups und etablierten Unternehmen fördert Talente, hilft innovative Use Cases gemeinsam anzugehen und schafft somit die Basis für eine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Die Struktur und Verteilung der Digital Hubs auf die verschiedenen Industrien passt hier perfekt zusammen. Success Stories aus dem Artificial Intelligence Hub in Karlsruhe finden in den anderen Digital Hubs neue Anwendungsbereiche. Die Digital Hubs können hier einen signifikanten Beitrag leisten, indem sie die Etablierung und Ausbau von KI innerhalb der Hubs aktiv fördern und unterstützen. Darüber hinaus können die Hubs bei der Entwicklung einer gemeinsamen Position und eines Action Plans in Richtung Regierung und Entscheidungsträger eine wichtige Rolle spielen.

Deutschland steht in einem herausfordernden, globalen Wettbewerbsumfeld, in dem es sich nur mit einem smarten und koordinierten Plan etablieren kann.


DAIN Studios unterstützt mit Büros in Helsinki, Berlin und München Unternehmen bei der Entwicklung ihrer KI und Datenstrategien sowie bei der Umsetzung von KI- Services und Lösungen.

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